Spitz bekommt die Staufermedaille
Der ProKids-Chef ist der erste Schwenninger, der mit diesem exklusiven Orden ausgezeichnet wird. Für seine Stiftung ist der Unternehmer pausenlos im Einsatz. Seine Babyklappe rettete schon fünf junge Leben.
Als er realisierte, dass auch hierzulande nicht jede Familie ihrem Kind ein warmes Schulessen bezahlen kann, handelte Joachim Spitz. Er sammelte Spenden, band sich mit dem damaligen Oberbürgermeister Dr. Rupert Kubon eine Schürze um und kochte im Kindergarten Spaghetti. Das ist jetzt fast 15 Jahre her.
Nun erhält der rührige Schwenninger Unternehmer für sein Engagement eine der höchsten Auszeichnungen des Landes Baden-Württemberg – die Staufermedaille.
Sie ist wertvoll, denn sie wird nur relativ selten verliehen. Nur Personen, die sich um das Gemeinwohl in besonderer Weise verdient gemacht haben, bekommen sie. Bis heute gibt es nur etwa 120 Träger, unter ihnen Persönlichkeiten wie die Unternehmer Carl Herzog von Württemberg, Reinhold Würth, Ewald Marquardt, Astronaut Ernst Messerschmid oder der verstorbene Schweizer Fernsehmoderator Kurt Felix.
Damit ist die Staufermedaille noch exklusiver als der Landesverdienstorden, der auf 1000 lebende Träger begrenzt ist und pro Jahr ungefähr 30 Mal vergeben wird – wenngleich er die höchste Auszeichnung des Landes darstellt. Wertvoll ist auch die Landesehrennadel, die jährlich ungefähr 400 neue Besitzer findet. Spitz ist einer der wenigen Doppelstädter, der diese hohe Auszeichnung bekommt. Vor ihm ging die Staufermedaille nur an Persönlichkeiten wie Dirigent Gernot Laufer, Altlandrat Dr. Rainer Gutknecht und Ehrenbürger Ewald Merkle.
Wer wie Joachim Spitz (52) mit der Staufermedaille dekoriert wird, muss Verdienste erworben haben, die – so der Wortlaut der Vergaberichtlinien – „über die eigentlichen beruflichen Pflichten hinaus im Rahmen eines in der Regel ehrenamtlichen, gesellschaftlichen oder bürgerschaftlichen Engagements erworben wurden und über viele Jahre hinweg erbracht worden sind.“
Das trifft auf den Vorsitzenden der ProKids-Stiftung fraglos zu; seit Spitz diese aus einer persönlichen Initiative heraus 2010 gegründet hat, ackert der Inhaber einer Schwenninger Druckerei unermüdlich, um armen Kindern und deren Familien zu helfen. Dafür hat der begabte Netzwerker schon eine ganze Reihe von Sozialpreisen eingestrichen; die Staufermedaille, die ihm Oberbürgermeister Jürgen Roth im Januar in der Neckarhalle aushändigen wird, ist freilich die Krönung seines Wirkens.Spitz ist überaus ideenreich; erst vor kurzem hat er eine Ehrenamtsplattform im Internet aufsetzen lassen, die dazu beiträgt, vorhandene Hilfsbereitschaft und Hilfebedarf strukturiert zusammen zu bringen. Ähnlich pragmatisch hat er – eben mal so – der Schwenninger Jugend am Vorderen See einen Street-Workout-Park gebaut und eine WG für Teeniemütter gegründet.
Im Kern der Stiftungsarbeit stehen aber nach wie vor das warme Schulessen und der ProKids-Treff, ein Anlaufpunkt für bedürftige Familien.
Leuchtturm der Stiftungsarbeit – und Spitzens Lieblingsprojekt – jedoch ist die Babyklappe, die er vor einigen Jahren ins Franziskusheim in der Neckarstraße einbauen ließ. Sie hat schon fünf Neugeborenen, die darin abgelegt wurden, mutmaßlich das Leben gerettet. Darauf ist Joachim Spitz ganz besonders stolz.
Die Babyklappe macht deutlich, wie der designierte Träger der Staufermedaille arbeitet: Er kennt Gott und die Welt und geht auf die Menschen zu, um sie für seine Sache zu gewinnen. Das kann er, das gelingt ihm fast immer.
Dabei lässt er keineswegs nur andere für sich arbeiten, sondern leistet alles in allem parallel zu seiner Unternehmertätigkeit selbst ein immenses ehrenamtliches Pensum – einen effizienteren Sozialmanager wird man kaum finden. Das honorieren nicht nur zahlreiche private Spender, sondern auch Unternehmer, denen es gefällt, was der Mann mit dem grauen Vollbart als „Motor“ seiner Stiftung alles auf den Weg bringt. ? rat
Mütter tauschen sich im Bohrturm aus beim Elterncafé der ProKids-Stiftung
Im Bällebad miteinander herumhüpfen, gemeinsam einen Spielplatz besuchen – den Kleinkindern gefällt es im Obergeschoss des städtischen Jugendhauses beim wöchentlichen Treffen im Elterncafé der Pro-Kids-Stiftung im städtischen Jugendhaus Bohrturm in Bad Dürrheim.Seit Joachim Spitz von der Pro-Kids-Stiftung in Villingen-Schwenningen zusammen mit einigen Müttern das Elterncafé in Bad Dürrheim eröffnet hat, ist jetzt schon etwas mehr als ein Jahr vergangen. Donnerstagnachmittags treffen sich in einer lockeren Runde Mütter zwischen 15 und 18 Uhr im Bohrturm ganz zwangslos.
Die örtliche Organisation übernehmen Jenny Leber und Isabell Auer. Auch Väter dürften kommen, bisher hat sich aber noch keiner getraut. In einem normalen Café könnten sich die Frauen zwar auch treffen, doch die Kleinen sind natürlich sehr lebendig, da wird es manchmal auch laut. Die Frauen können sich austauschen und haben bei der Unterhaltung immer ein Auge auf die Kinder.
Die haben im Obergeschoss des städtischen Jugendhauses immer genügend Spielsachen und können auf dem Boden herumrobben oder laufen. Ein Bällebad und Decken, auf denen Bauklötze aus Stoff oder Spielzeug ausgebreitet werden kann, sorgen für Abwechslung. Auch kindgerechte Musikinstrumente stehen zur Verfügung.
Zwischendurch wird einer der Zwerge auch mal gewickelt, gestillt oder bekommt die Flasche, die größeren einen mitgebrachten Snack oder Reiswaffeln, welche die Pro-Kids-Stiftung spendet. Gerade für Kinder, die noch noch im Kindergarten sind, sind solche Treffen mit Gleichaltrigen gut für die Entwicklungsförderung und die Förderung sozialer Kontakte.
Bei Kaffee und Brezeln sprechen die Mütter dann über ihren Alltag, die Situation der Kinder oder unterhalten sich über die Chance, später einen der begehrten Kindergartenplätze zu bekommen. Und sie treffen Gleichgesinnte, mit denen sie sich auch mal privat treffen können. Dank der finanziellen Hilfe der Pro-Kids-Stiftung bei der Grundausstattung fehlt es an nichts und auch wenn jetzt Verbrauchsgüter wie Windeln, feuchte Tücher oder robuste Spielsachen eingekauft werden müssen, können sich die Frauen an Joachim Spitz wenden.
Gedacht ist das Elterncafé für Eltern mit Kindern bis zu drei Jahren, die mitgebracht werden. Sind die Kinder mal im Kindergarten, ist der Bedarf für ein Treffen aber auch nicht mehr so vorhanden.
Nach der Gründung des Elterncafés waren die Mütter durch die Coronapandemie eingeschränkt, sodass sie sich manchmal auch draußen auf einem Spielplatz trafen. Aber nicht nur: „Wir haben uns im Jugendhaus getroffen und vorher einen Corona-Schnelltest gemacht“, berichtete eine Frau.
In einem Gespräch mit den Müttern, Stadtjugendpflegerin Jessica Gälle und Joachim Spitz wurde vereinbar, dass man auch mal Referenten zu dem Elterncafé oder einer Abendveranstaltung einlädt, etwa zu Themen wie Diabetes, kindliche Ernährung, Drachenbau, pädagogischen Inhalten oder Erste Hilfe am Kind. Auch die Auszubildende des Jugendhauses kann eingebunden werden.
Auf jeden Fall ist das Elterncafé offen für Kooperationen und offen auch für neue Interessenten – „jeder ist willkommen“, so Stadtjugendpflegerin Jessica Gälle. Zu den Treffen kommen in den letzten Monaten mindestens fünf bis sechs Mütter mit ihren Kindern, meistens aber mehr.
Einmal wurden 15 Mütter mit insgesamt 16 Kindern gezählt, vom Säugling bis zum größeren Kind. Überlegt wurde schon, eine zweite Gruppe einzurichten. Zur besseren Absprache untereinander wurde eine WhatsApp-Gruppe eingerichtet. Nach Ansicht der Mütter füllt der Elterntreff auf jeden Fall eine Lücke, sie schätzen, „dass sich hier Eltern mit Kindern unterschiedlichen Alters treffen können“.
Jessica Gälle stellt den Raum im Jugendhaus gerne zur Verfügung: „Das ist eine gute Möglichkeit für die Frauen, sich untereinander auszutauschen“.
Ein Thema, um das es sich immer wieder dreht in den Gesprächen der Mütter sind die Kindergartenplätze. „Bei mir hat es gut geklappt mit dem Platz“, meinte beispielsweise Jenny Leber, sie vermutet allerdings, dass es damit zusammenhängt, dass sie ein Kleingewerbe betreibt.
Isabell Auer bescheinigt der Stadt Bad Dürrheim, dass sie „sehr kinder- und familienfreundlich ist“, das gelte auch für die Schaffung neuer Kindergartenplätze. Nicht nur die Senioren, auch die Mütter mit Kinderwagen würden zum Beispiel von abgesenkten Gehwegen und der Infrastruktur profitieren.
Eine Mutter meinte, es könnte noch mehr Babysitter in der Stadt geben, die stundenweise Kinder betreuen, besonders wenn die Großeltern nicht vor Ort wohnen – doch vielleicht tut sich hier im Jugendhaus etwas auf? ? hje
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